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Was ist sexualisierte Gewalt im Internet?

Hier finden Sie Antworten auf Ihre Fragen.

  • Was ist sexualisierte Gewalt im Internet?

    Sexualisierte Gewalt sind sexuelle Handlungen, die gegen den Willen einer Person ausgeübt werden.

    Auch gemeint sind sexuelle Handlungen, zu denen die Person aufgrund ihrer (körperlichen /

    psychischen /kognitiven / sprachlichen / sozialen) Fähigkeiten nicht zustimmen kann. So sind zum Beispiel sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern (unter 14 Jahren) immer sexualisierte Gewalt.

    Zu sexualisierter Gewalt zählen u. a.:

    •  das ungewollte Fragen über sexuelle Inhalte („Wie groß sind deine Brüste?“),
    •  das ungewollte Hinterlassen von sexuellen Kommentaren oder Privatnachrichten („Mit dir würde ich mal gerne versaute Sachen machen!“),
    • das ungewollte Empfangen sexueller Fotos oder Videos,
    • das ungewollte Verbreiten selbst produzierter sexueller Fotos und Videos an Dritte,
    • das Ausziehen vor einer Kamera oder Versenden von selbst produzierten Foto/Videos (unter Androhung, Erpressung, Zwang).

    Sexualisierte Gewalt kann strafrechtliche Konsequenzen haben. 

    Lesen Sie dazu unsere Seite zu

    rechtlichen Fragen.

  • Wie häufig passiert sexualisierte Gewalt im Internet?

    Sexuelle Gewalt im Internet hat in den letzten Jahren stark zugenommen. So gaben im Projekt DigGaH ca. 75 % der 12- bis 18-Jährigen an, sexuelle Gewalt im Internet erlebt haben. Je nach Tatbestand variieren die Zahlen der Betroffenheit stark:


    • Ca. 65 % haben ungewollte sexuelle Fotos oder Videos bekommen,
    • Ca. 30 % wurden zu sexuellen Handlungen vor der Kamera gezwungen,
    • Ca. 15 % haben sexuelle Gewalt im echten Leben erlebt durch eine Person, die sie im Internet kennengelernt haben. 

    Weiterhin problematisch bleibt, dass viele Taten nicht aufgedeckt oder zur Anzeige gebracht werden. Es ist deswegen davon auszugehen, dass sexualisierte Gewalt im Internet weit häufiger passiert als bisher angenommen.


  • Wer übt sexualisierte Gewalt im Internet aus?

    Das kann jede:r sein. Zum Beispiel…

    • Personen jeden Alters (z. B. Gleichaltrige) und jeden Geschlechts
    • Personen aus dem Familien- und Bekanntenkreis,
    • Personen aus der Schule oder dem Verein,
    • nahestehende Personen,
    • fremde Personen,
    • Personen mit denen Ihr:e Schüler:in im echten Leben oder im Internet Kontakt hat,
    • Personen, die auf Sie oder Ihr:e Schüler:in freundlich oder unfreundlich wirken.

    Häufig beschreiben sich Täter:innen im Internet ganz anders als sie wirklich sind – geben z. B. an viel jünger zu sein, ein anderes Geschlecht zu haben oder ein Star zu sein. 

  • Was sollte mich misstrauisch machen? / Sind meine Schüler:innen betroffen?

     Es gibt keine Checkliste für sexualisierte Gewalt (im Internet). Sexualisierte Gewalt kann bspw. mit Verhaltensveränderungen und -auffälligkeiten einhergehen: Ein eigentlich extrovertiertes Kind ist plötzlich eher introvertiert oder ein Kind, das in der Vergangenheit in der Regel ausgeschlafen in der Schule erschienen ist, zeigt unerwartet starke Symptome von Müdigkeit. Denken Sie sexualisierte Gewalterfahrungen als möglichen Grund für Verhaltensveränderungen und -auffälligkeiten mit und gehen Sie diesen besonnen nach. Dokumentieren Sie, was Sie misstrauisch macht und bleiben Sie mit Ihrem Gefühl nicht allein.

  • Wie kann ich meine Schüler:innen schützen?

    Es gibt viele Möglichkeiten, um zum Schutz von jungen Internet-Nutzer:innen beizutragen, z.B. durch folgende Maßnahmen: 

    • Enttabuisierung: Sprechen Sie mit Ihren Schüler:innen, Kolleg:innen und mit Erziehungsberechtigten über sexuelle Gewalt im Internet!
    • Medienkompetenz: Stärken Sie als überfachliche Kompetenzen den sicheren Umgang mit digitalen Medien, z.B. welche Sicherheitseinstellungen vorgenommen, wie Nutzer:innen blockiert oder Inhalte gemeldet werden können!
    • Sexualaufklärung: Berücksichtigen Sie die digitalen Medien in der schulischen Sexualaufklärung, zum Beispiel durch das kritische Hinterfragen von pornografischen Darstellungen (Was ist „normale“ Sexualität?).
    • Offenheit: Zeigen Sie Interesse an den Onlineaktivitäten Ihrer Schüler:innen. Lassen Sie sich zum Beispiel Apps oder Onlinespiele erklären. Fragen Sie nach, was Ihre Schüler:innen im Internet machen. 
    • Fachberatung: Holen Sie sich Unterstützung von Fachberatungsstellen in Ihrer Nähe, um das komplexe Thema „sexuelle Gewalt im Internet“ gemeinsam anzugehen.
  • Wo kann ich mir Hilfe holen?

    Lehrkräfte haben den rechtlichen Anspruch auf eine anonyme, professionelle und neutrale Beratung durch eine sogenannte Insofern erfahrene Fachkraft oder Kinderschutzfachkraft. Fragen Sie bei Ihrem zuständigen Jugendamt nach. 


    Über das Hilfeportal sexueller Missbrauch können sie sich 

    • telefonisch,
    • online
    • oder in regionalen Beratungsstellen vor Ort 

    beraten lassen.  



  • Wo finde ich Präventionsmaterialien?

    Für Informationen und Materialien zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt im digitalen Raum: wissen-hilft-schützen.de


    Programme zur Prävention von Cybermobbing und Förderung von Internet- und Medienkompetenz in der Schule: medienhelden.info oder digitale-helden.de


    Präventionsmaterialien für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Schule: schulische-praevention.de

  • Wo finde ich Informationen zu Fortbildungsangeboten?

    Eine Datenbank für Fortbildungen rund um das Thema sexualisierte Gewalt mit einer Suchfunktion für regionale Angebote: 


    https://www.fortbildungsnetz-sg.de/


    Die deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung, 

    -vernachlässigung und sexualisierter Gewalt e.V.: dgfpi.de


    Fortbildungsangebote und Informationen für Erwachsene zum Schutz von Kindern und Jugendlichen: amyna.de


    Eine Seite mit Fortbildungsangeboten und einem eigenen Onlineshop für Präventionsmaterialien: petze-kiel.de


    Eine Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen: zartbitter.de


    Zum Thema sexuelle Bildung im Kontext von Hörbehinderung bietet das Zentrum für inklusive Bildung und Beratung (ZiBB) Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte an.

    zibb-beratung.de

  • Was gibt es sonst noch zu dem Thema Sexualität im Internet zu sagen?

    Sexualität im Internet ist heute völlig normal. Viele Kinder und Jugendliche beschäftigen sich von sich aus mit sexuellen Dingen im Internet – suchen z. B. nach Informationen zur sexuellen Aufklärung oder nach sexuellen Fotos oder Videos. Auch tauschen Jugendliche untereinander Nachrichten mit sexuellen Inhalten, Fotos oder Videos aus. Gute sexuelle Dinge im Internet kennzeichnet, dass sie selbstbestimmt, in gegenseitigem Einverständnis und lustvoll erlebt werden. 

  • Gibt es Präventionsprogramme speziell für Kinder und Jugendliche mit Hörbehinderung?

    Ja! 


    Zum Beispiel: Ben und Stella wissen bescheid und Stark mit Sam.


    Stark mit Sam ist als Buch erhältlich.


    Das Programm Ben und Stella wissen bescheid findet man online unter 

    https://www.benundstella.de/

    Die Webseite enthält ausführliche Informationen zu den Themen „Gefühle“, 

    „Körper“, „Berührungen“, „Sexueller 

    Missbrauch“, „Geheimnisse“, „Nein sagen" und mehr.


    Ein seperater Bereich für Erwachsene und Fachkräfte ist unter https://www.benundstella.de/erwachsene zu erreichen.


    Auch im Rahmen des DigGaH Projektes entwickeln wir ein Präventions- und Fortbildungsangebot. Schauen Sie doch mal hier: Arbeitspakete

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